Wie ein Traum kommt mir die Zeit auf Tasmanien vor, es zieht an meinem inneren Auge vorbei wie ein schöner Film. Alles beginnt damit, dass ich Sanyo aus London auf dem Weg zur Fähre in der Strassenbahn treffe. Wir atmen auf, da wir nun wissen, beide die richtige Tram genommen zu haben. Im Hafen angekommen stellen wir uns an einer langen Schlange von Menschen an, um auf das Schiff zu kommen. Hier wird man genau so kontrolliert, als würde man ins Flugzeug steigen wollen. Sanyo spricht ein Pärchen an, welches direkt neben uns wartet. Irene und Fabian kommen aus der Schweiz, sind miteinander befreundet, beide super nett, und wollen genau wie wir nach Tasmanien. Später auf dem Schiff treffen wir die beiden wieder und setzen uns zusammen an einen Tisch. Wir amüsieren uns köstlich, die Chemie stimmt und wir gehen zusammen im Schiffsrestaurant eine Kleinigkeit essen. Fabian und Irene wollen sich ein Auto mieten um damit in fünf Tagen einmal um Tasmanien herumzufahren. Auf einmal kommt mir der Gedanke, ich könnte fragen, ob ich der kleinen Reisegemeinschaft beitreten könne. Die beiden kennen mich ja erst zwei Stunden und wenn sie ablehnen, würde ich es verstehen. Doch Irene und Fabian sind einverstanden. Da ziemlicher Wellengang herscht, ziehe ich mich auf meinen Sitz zurück, nehme eine Reisetablette und versuche einzuschlafen. Alle Stunde wache ich auf und versuche eine bessere Schlaffposition zu finden. Schlecht ist mir zumindest nicht mehr.
Morgens hat sich die See etwas beruhigt und wir gehen gemeinsam frühstücken. Nicht viel später ist Tasmanien schon in Sicht. Wir legen in Devenport an. Für Sanyo geht es mit einem Kleinflugzeug weiter in den Busch, wo er eine 10 Tageswanderung machen will. Wir anderen sind alle etwas skptisch, da Sanyo eher wie ein Künstler, nicht wie ein Abenteurer wirkt und hoffen, dass ihm nichts passiert.

Fabian und ich gehen im Hafen zu verschiedenen Autovermietungen, lassen uns Angebote erstellen und mieten uns schließlich bei Hertz einen Hyundai – eine kleine Rennsemmel.
Zuerst fahre ich, da ich schon Übung im Linksverkehr habe, später wechseln wir uns immer wieder ab. Bei einer Tasse Kaffee besprechen wir unsere erste Tagestour. Wir wollen die Liffey Falls besuchen. Eine freundliche, ältere Frau im örtlichen Informationscenter erklärt uns den Weg. Kurz bevor wir gehen wollen, öffnet sie einen Raum und weist uns darauf hin, das im Inneren schöne Wandteppiche ausgestellt wären, der Eintritt allerdings sieben Dollar kostet. Ich sage, wir kommen später wieder.
Fabian ist als nächstes mit dem Fahren an der Reihe und bringt uns sicher zu den Liffey Falls.

Schon jetzt bemerke ich wie sehr mich Tasmanien an Neuseeland erinnert, alles ist grüner als auf dem Hauptkontinent Australien und die Distanzen sind näher. Abends finden wir ein schönes Hostel in Launceston. Da Gründonnerstag ist, achten wir darauf für das Abendessen etwas Grünes im Supermarkt einzukaufen. Wir werden fündig und essen gemühtlich zusammen.
Bevor es am nächsten Morgen weiter geht, statten wir dem Cataract Gorge Reserve am Ortsrand noch einen Besuch ab. Hier würde es auch einen Sessellift geben, doch wir entscheiden uns Schusters Rappen zu nutzen.

Wie es am Karfreitag Brauch ist, suchen wir Mittags am Meer ein Fischrestaurant auf.
Am Lake Leak ragen Baumstümpfe aus dem Wasser und wir wundern uns, wo diese wohl herkommen mögen.
Abends kommen wir in der Hauptstadt Tasmaniens, in Habort an. Die Strassen sind wie lehrgefegt, was sich erst am nächsten Morgen ändert, als wir den bekannten Wochenmarkt besuchen. Hier gibt es Obst, Kunst und allerhand Spezialitäten. An einem Grillstand kaufe ich mir eine Bratwurst und der Verkäufer fragt mich „mit Sauerkraut?“. Gleich fällt mir sein fränkischer Dialekt auf. Er kommt aus Bayreuth und ist vor 12 Jahren nach Hobart ausgewandert. Helmbrechts kennt er freilich auch. Wir halten einen kurzen Plausch und wünschen uns anschließend fröhliche Ostern.
In Hamilton machen wir Kaffeepause und besuchen ein Reitturnier. Abends haben wir richtig Glück. Als wir im Hostel ankommen, gibt es zuerst keine freien Betten. Während wir noch diskutieren ruft ein Japner an, das er mit seiner Familie eine Autopanne hat und nicht vor morgen eintreffe. Wir rufen „Thank you“ und freuen uns wie die Schneekönige. Etwas früher als sonst stehen wir am Ostersonntag auf um miteinander joggen zu gehen. Unser Weg führt uns am Hafen entlang und nach einer warmen Dusche bereiten wir gemeinsam das Osterfrühstück vor. Wir kochen Eier und bemalen sie mit Edding. In der Schweiz gibt es den Brauch des „Eierditschen“. Wessen Ei als erstes zerbricht, wenn man die Eier aneinander gestoßen werden, verliert.
Ich muss an meinen Oster Blog Eintrag denken, der nun schon ein Jahr zurückliegt.
Gegen Mittag erreichen wir Burnie. Uns gefället es auf Anhieb. Wir machen einen Osternachmittagsspaziergang und suchen dannach unserer nächste Unterkunft, die nicht weit vom Meer entfernt liegt. Mit einer Flasche Wein sehen wir uns den Sonnenuntergang an.

Abends im Zimmer tauschen wir unsere Fotos aus, da es für Fabian und Irene morgen weiter nach Sydney geht. Ich habe mich noch nicht entschieden, wohin es mich zieht. Nur 50 Kilometer haben wir bis Devenport zu fahren, wo die Fähre nach Sydney ablegt. Wie schade, dass die fünf Tage auf Tasmanien vorbei sind. Wie sehr habe ich sie mit den beiden super lieben und unkomplizierten Schweizern genossen.
Am Hafenterminal will ich fragen, ob es noch ein freies Bett auf dem Schiff geben würde. Ich habe Glück und nachdem wir unsere Rennsemmel zurückgegeben haben sind wir keine 3 Stunden später schon an Bord. Das Abendessen ist im Preis inbegriffen und ich belade meinen Teller nicht nur einmal mit Lachs und Austern. Diesmal müssen wir die Nacht nicht auf einem Sitz verbringen, sondern haben in einem Schlaffsaal unsere eigene Koje mit Vorhang. Früh morgens gehe ich im Schlaffanzug auf Deck und sehe mir den Sonnenaufgang an. Es weht ein angenehm lauwarmer Wind. Die See liegt ganz ruhig.
Nach einer Dusche und Rundgang auf Deck treffen wir uns zum Brunch, zu dem wir uns wieder schön Zeit lassen.
Ich war ja bereits schon in Sydney, doch mit dem Schiff dort anzukommen, das Opernhaus und die Harbour Bright beim Einlaufen zu sehen, hat noch einmal ganz andere Qualität.
