Es ist noch genug Zeit vor der Abfahrt. So lasse ich all mein Gepäck im Hostel zurück und statte der Victoria Street nochmals einen Besuch ab. Hier gibt es viele Cafes und Bars, die Leute sitzen mit kleinen Hockern auf dem Gehsteig und das sie die Zeit genießen spürt man förmlich.
Um 12Uhr mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Meine Essenstasche ist um einiges schwerer als ich dachte. Dabei machen vorallem die Getränke für drei Tage das meiste aus. Zwischendurch setze ich immer wieder ab und freue mich, als das Bahnhofsgebäude in Nähe kommt. Der Indian Pacific, mit welchen ich in den kommenden drei Tagen reisen werde, ist schon da. Gleich hinter der Lock nehme ich im ersten Wagen Platz. Es ist genug Beinfreiheit, nicht so eng wie um Flugzeug. Hier lässt es sich gut aushalten.
Nicht viel später erscheint mein Sitzgenosse für die nächsten 24Stunden. Er kommt aus Deutschland, ist KFZ Meister und heißt Uwe. Vor einigen Wochen ist ihm ein indischer Guru erschienen, den er kurz darauf in Indien besucht hat. Jetzt will sich Uwe zum Heiler ausbilden lassen und klärt mich einige Stunden über seine Sicht der Welt auf. Dadurch vergeht die Zeit wie im Fluge. Einiges was er sagt erscheint mir sogar als logisch. Er erklärt wie schlecht Light Produkte für den gesunden menschlichen Körper sind. Durch den süßen Geschmack wird Insolin produziert, da aber kein echter Zucker da ist, bekommt der Körper mit der Zeit ein Problem. Alle sieben Minuten legt Uwe sich selbst die Hände auf, um sich Energie zuzuführen. Danach läßt er mich seine Handfläche spüren, sie ist wirklich etwas wärmer.
Bald wird es dunkel draußen und wir richten uns vier Size im Wagon so ein, das diese als Nachtlager dienen können. Als Füllmaterial nutzen wir unsere großen Rücksäcke. Immer wieder wache ich über Nacht auf und drehe mich, um eine bessere Position zu finden.
Um 6Uhr stehe ich vor allen anderen auf, da um diese Zeit die Dusche noch nicht so frequentiert ist. Es geht besser von der Hand im Zug zu duschen, als ich vermutete. Auch beim Rasieren schneide ich mich nicht, wenn der Zug ruckelt. Überhaupt ist es eine angenehme Fahrt, die Schienen sind endlos verschweist und durch die nicht all zu schnelle Geschwindigkeit, gleitet der Indian Pacific dahin.
In Broken Hill hält der Zug das erste Mal seit der Abfahrt an und ich kann mir die Beine an der frischen Luft verdreten. Die Sonne geht gerade auf.
Eine alte Damen bietet uns eine kleine Stadtführung an, da sie selbst in Broken Hill vor mehr als 40 Jahren lebte. Dankbar nehmen Uwe und ich an. Sie zeigt uns Strassen und Gassen, erklärt verschiedenes zu Gebäuden und klingt dabei etwas wehmütig.
Auf dem Bahnsteig verkaufen Einheimische mehr oder wenig Nützliches und ich sehe auf dem Bahnhofklo meine erste australische Riesenschabe.
Wieder im Zug fange ich an „Um 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne zu lesen. Draußen wird die Erde immer mehr rot und ab und zu sieht man ein Känguru hüpfen.
Zu Mittag esse ich geräucherte Austern aus der Dose und dazu Toast mit Aufstrich. Meine Äpfel und anderes Obst sollte ich auch bis an die Granze zu West Australien aufgegessen haben, da dort wieder strenge Einreisebestimmungn herschen. Früher dachte ich immer, Australien wäre „ein Land“. Da Australien keine Republik ist, kann man es wohl eher mit den verschiedenen Staaten von Amerika vergleichen.
Nachmittag kommen wir in Adelaide an, wo für Uwe die Fahrt zu ende ist. Da wir drei Stunden Aufenthalt haben, sehe ich mir die Stadt an.
Mein neuer Sitzkollege Alexandro kommt aus der Toskana und ist für ein Jahr in Australien. Wir unerhalten uns über die anstehenden Wahlen in Italien und wie sich mit dem Work and Travel Visum in Australien so leben lässt.
Abends hole ich mir eine kalte Whisky Cola vom Zugbistro und schaue zurück im Zugwagen „Per Anhalter durch die Galaxis“.
In Cook, einer Geisterstadt mitten in der Nullarbor Plain, machen wir am nächsten Morgen halt. Hier ist es wärmer und überall sind Fliegen, die sich auch von meinem deutschen Autan nicht abhalten lassen.
In Kalgoorlie steigt Alexandro aus und ich habe die Nacht über zwei Sitze für mich alleine und schlafe so gut wie die zwei Tage vorher nicht. Am nächsten Morgen esse ich zuerst meine mitgebrachten Weet-Bix mit Milch und gehe dann in den Gemeinschaftswagon um mir die vorbeiziehende Landschaft anzusehen.
Drei Stunden später erreichen wir Perth. Ich finde es schade, das die Zugfahrt vorbei ist, war sie doch ein so großes Erlebnis für mich nach dem guten alten Motto „Der Weg ist das Ziel“.
Perth gefällt mir auf den ersten Blick und ich mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Hostel.